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Schule online – Ist Lernen über das Internet wirklich möglich?

Schule online – Ist Lernen über das Internet wirklich möglich?

Die neuen Medien entwickeln sich rasant: Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 besitzen über 90% der 14-jährigen Jugendlichen in Deutschland ein Smartphone. Ein Leben ohne Tablet, Laptop und Co.? Für die meisten Kinder und Jugendlichen heutzutage nahezu unvorstellbar! Diese Wandlung lässt sich nicht nur im privaten Gebrauch feststellen, sondern auch an der Bushaltestelle, auf dem Schulhof und sogar während des Unterrichts wird immer öfter zum Handy gegriffen.

Immer mehr Internet-Portale werben mittlerweile damit, diesen Zeitgeist aufzugreifen und bieten Online-Programme an, mit denen man angeblich unkompliziert eine Fremdsprache lernen oder sich in Mathe verbessern könne. Aber ist Lernen per Smartphone oder PC überhaupt möglich und effektiv? Kann es den allgemeinen Unterricht unterstützen oder gar ersetzen? Wo liegen Grenzen?

Unzählige Möglichkeiten

Gibt man „online lernen“ in den Suchlauf bei Google ein, erhält man unzählige Ergebnisse. Die Optionen reichen von kleinen Apps zum Wiederholen von Vokabeln über leistungssteigernde Rechenaufgaben bis hin zu kompletten Lehrgängen. Altersgrenzen spielen dabei keine Rolle: Schon Grundschulkinder haben die Möglichkeit, kurze Übungen zu erledigen; Erwachsenen jeden Alters stehen mehrere Fortbildungsmöglichkeiten zur Verfügung. Außerdem ist es egal, ob man neu anfängt oder bereits Vorkenntnisse hat, denn es gibt sowohl Angebote für Laien als auch für Fortgeschrittene. Der Preis kann dabei von einer kostenfreien Teilnahme bis hin zu einer Gebühr von mehreren Hundert Euro variieren.

Vorteile des Internet-Lernens

Smartphone-App zum Englisch lernen | © panthermedia.net /georgejmclittle
Smartphone-App zum Englisch lernen | © panthermedia.net /georgejmclittle

Nicht ohne Grund sind mittlerweile so viele Möglichkeiten des Online-Lernens auf dem Markt. Tatsächlich hat diese Form der Weiterbildung einige Vorteile: Smartphone-Apps etwa sind praktisch und modern, weil man sein Handy immer griffbereit hat und beispielsweise das Warten in einer langen Schlange oder die U-Bahn-Fahrt nach Hause zum Lernen nutzen kann. Ein dickes Buch ist da um einiges altmodischer sowie unhandlicher und verstaubt eher auf dem Schreibtisch, als dass man es spontan aufklappt.

Grundsätzlich stellen Apps und Programme zur Übung und Wiederholung also eine zeitgemäße Alternative zum stumpfen Lernen vom Papier dar, die bei Kids und Teens durch aufwendige Gestaltung und vielseitige Übungen sicherlich mehr Motivation hervorruft. Viele Portale haben auch einen Zugang für die Eltern, die somit stets einen Überblick über den Lernprozess ihrer Kinder erhalten und bei Bedarf nachhaken können.

Doch was ist mit denjenigen Programmen, die nicht nur zur Stützung der Lerninhalte verwendet werden, sondern ganz neue Themen vermitteln? Auch hier gibt es Vorteile: Sie ermöglichen einen Lernvorgang in eigenem Tempo. Man muss weder auf Mitschüler oder Kollegen Rücksicht nehmen, die nicht mitkommen, noch ist man selbst gestresst durch den Fortschritt der anderen. Teilnehmer können jederzeit und überall auf ihre Kurse zugreifen und sind nicht an feste Termine gebunden – wie sie ihre Zeit einteilen, ist ihnen völlig freigestellt. Sie können zum Beispiel tagsüber arbeiten und abends eine Stunde lang vor dem PC Spanisch lernen, oftmals zu vergleichsweise kostengünstigen und vollkommen erschwinglichen Preisen.

Nachteile des Internet-Lernens

Selbstverständlich ziehen solche Internet-Angebote auch Nachteile mit sich. Es ist schlichtweg (noch?) nicht möglich, dass ein technisches Programm in der gleichen Weise auf den Schüler eingehen kann, wie es ein Mensch tut. Eine individuelle Lehrweise ist nicht zu verwirklichen, denn das Internet arbeitet über festgelegte Schemata – sein Ablauf wurde vorher programmiert. Das bedeutet, dass Fragen nur bedingt beantwortet und keine persönlichen Abstimmungen auf die Lernenden gewährleistet werden können.

Außerdem fordert das eigenständige Lernen hohe Selbstdisziplin. Besonders träge und unselbstständige Teilnehmer verlieren schnell das Interesse daran, regelmäßig zu üben. Gerade wenn die Lernfortschritte nicht sofort zu erkennen sind, ist es eine große Herausforderung, nicht die Motivation zu verlieren und sich mehrmals die Woche eigenständig an sein Handy oder seinen Rechner zu setzen.

Damit verbunden ist der Aspekt der Isolation. Man trifft keine anderen Kursteilnehmer, mit denen man sich austauschen kann und die einen ermutigen, nicht den Anschluss zu verlieren. Im Gegensatz dazu lernt man beispielsweise durch eine Anmeldung an einer Abendschule automatisch Gleichgesinnte kennen und knüpft häufig nette Kontakte – das sind längst nicht immer bloße Lerntreffen.

Lernen auf einem anderen Level: Live-Übertragungen

Abends am PC lernen | © panthermedia.net /Viktor Cap
Abends am PC lernen | © panthermedia.net /Viktor Cap

Neben Online-Programmen werden seit einiger Zeit sogar richtige Schulungen angeboten, denen man per Video-Konferenz beiwohnen kann. Ausgebildete Fachkräfte vermitteln mit Gestik und Mimik verschiedene Inhalte und beantworten Fragen. So eine Art Lehrgang ist sicherlich für viele Arbeitskräfte, die ausgelernt sind, sich aber weiter schulen lassen wollen, eine Erwägung wert. Auch für Schüler gibt es ein ähnliches Angebot: An einer deutschen Online-Schule haben kranke, auswärts wohnende oder gemobbte Kinder die Chance, jeden Morgen über Skype an Unterrichtseinheiten teilzunehmen. Echte Lehrer halten hierbei Vorträge am Whiteboard und verteilen per Mail Aufgaben, welche am nächsten Tag gemeinsam verglichen werden. Besonders Kinder, denen es nicht möglich ist, eine alltägliche Schuleinrichtung zu besuchen, profitieren von diesem Angebot.

Fazit: Schule online

Internet-Programme sind zeitgemäß und bieten viele Vorteile. Allerdings dienen die meisten Angebote eher der Stützung von bereits gelernten Inhalten als dem Lehren von vollkommen neuen Themen, da dabei der persönliche Faktor nicht erfüllt wird. Um Internet-Unterricht wirklich effektiv möglich zu machen, sind Live-Konferenzen mit Fachkräften eine gute Alternative zu stumpfen Programmen. Speziell bei kranken Kindern oder berufstätigen Erwachsenen kann das einen Fortschritt bewirken. Es wird sich in den nächsten Jahren zeigen, in welchem Maße solche Formate genutzt werden und ob sie den allgemeinen Unterricht ersetzen können.

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