Am letzten Sonnabend kamen bei der Loveparade in Duisburg 19 Menschen ums Leben, über 200 wurden verletzt. Anscheinend war es zu einer Massenpanik gekommen, in deren Folge die Opfer niedergetrampelt oder erdrückt wurden.
Zurzeit wird fieberhaft nach Verantwortlichen gesucht, denen man die Schuld an dem Unglück in die Schuhe schieben kann.
An erster Stelle steht dabei die Stadt Duisburg, die offenbar die Genehmigung für die Veranstaltung gegeben hat, obwohl die Sicherheitsvorschriften nicht eingehalten werden konnten, was z.B. den Zugang zum Gelände betraf. Rücktrittsforderungen an den Bürgermeister werden gestellt. Sollte er an der Schlamperei beteiligt gewesen sein, dann frage ich mich, warum er überhaupt freiwillig zurücktreten muss und nicht stattdessen einfach wegen fahrlässiger Tötung angezeigt und entlassen wird? Es scheint Mode zu sein, Politiker unter allen Umständen in ihrem Sessel zu belassen, bis sie ihn freiwillig räumen, egal, was sie sich zuschulden kommen lassen haben.
Ich will damit nicht ausdrücken, dass ich den Bürgermeister für schuldig an den Todesfällen halte. Genauso gut könnte man der Veranstalter heranziehen, der ja immerhin schon Erfahrung mit der Organisation von Loveparades hat und die kritischen Punkte vielleicht besser hätte einschätzen sollen.
Die Teilnehmer an der Veranstaltung waren ja auch nicht ferngesteuert. Sie sind freiwillig dorthin gefahren und eine Massenveranstaltung birgt immer Risiken, vor Allem, wenn man sich in das dichteste Getümmel begibt. Damit will ich nicht unbedingt sagen, dass das lebensgefährlich ist, aber es gab schon häufig Todesfälle bei Großveranstaltungen.
Eine Bekannte war bei der Loveparade in Duisburg. Ich fragte sie, ob sie etwas von dem Unglück mitbekommen hätte. Aber ihr und den Freunden, mit denen sie dort war, war das Gedrängel zu groß und daher haben sie den Abend in einer Kneipe verbracht, wo die Stimmung auch gut war. Dort erfuhren sie erst von dem Drama, als Verwandte besorgt bei ihnen anriefen, um nachzufragen, ob sie unversehrt seien.
Die Loveparade in Zukunft nicht mehr unter diesem Namen zu veranstalten, weil der jetzt mit so traurigen Vorfällen in Verbindung gebracht würde, halte ich für eine unüberlegte, aus Ratlosigkeit entstandene Idee des Veranstalters. Wahrscheinlich wollte er den Anschein erwecken, irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen und auch damit seine Betroffenheit ausdrücken. Aber ungeschehen macht er damit nichts.