Ein Universitätsstudium ist nach wie vor sehr attraktiv. Durch die fast abgeschlossene Umstellung auf das Bachelor-Master-System ist der Studienablauf sehr übersichtlich gestaltet und bietet zudem die Garantie, dass der Studienabschluss später in allen EU-Ländern anerkannt wird. Die Zusammenfassung aller bis dato üblichen Studienordnungen zum Europa-einheitlichen Bachelor-Master-System dient der Gleichstellung aller Studienleistungen bzw. -abschlüsse.
[dropcap]D[/dropcap]as neue System verbessert die Kooperation der europäischen Universitäten. Wer allerdings Wirtschaftswissenschaften, Rechtswissenschaften, Medizin oder ein technisches Fach wählt, studiert immer noch ein Fach mit Abschluss Staatsexamen bzw. Diplom und hat später eventuell das Problem mit der Anerkennung seines Studienabschlusses.
Die fehlende Anerkennung ist dabei nicht nur ein Komfortproblem, sondern kann vielmehr die eigene Existenz gefährden.
Studenten mancher technischer Fächer haben zwar inzwischen die Wahl zwischen dem Abschluss Master und dem bisher üblichen Diplom, sollten aber vorab genau überlegen, ob das Diplom nicht besser für sie ist, da dieser Abschluss in vielen deutschen Firmen immer noch als höherwertig angesehen wird als der Master. Außerdem sollten sich Studierende darüber im Klaren sein, dass der Bachelor zwar ein in allen EU-Ländern anerkannter Abschluss ist, aber oft nicht ausreicht, um später Karriere zu machen, da die meisten Unternehmen mindestens einen Master-Abschluss verlangen. Wer ein- oder mehrere Semester im europäischen Ausland studieren möchte, hat oft noch zusätzlich finanzielle und/oder bürokratische Hürden zu überwinden.
Inhalt
Europäische Studienordnung
Die gegenseitige Anerkennung von Studienleistungen innerhalb Europas geschieht über ein Punktesystem, das „European Credit Transfer System“ (ECTS). Ein Credit entspricht einem Lernaufwand von 25 bis 30 Stunden. Wer den Bachelor machen möchte (Regelstudienzeit 6 Semester), benötigt 180 bis 240 Credits. Nach diesem System kann nur der sein Studium mit dem Master abschließen, der einen Bachelor hat. Für Doktoranden gibt es bislang (noch) keine ECTS-Regelung.
Der Bachelor entspricht der früheren Zwischenprüfung bzw. dem Vordiplom. Obwohl er als Berufsabschluss europaweit anerkannt ist, hat man damit nicht überall Erfolg, da viele Unternehmen den Master-Abschluss voraussetzen. Der größte Vorteil des Bachelor-Master-Systems liegt darin, dass Studenten dadurch der Studienaufenthalt im europäischen und – da dieses System international anerkannt ist – außereuropäischen Ausland erleichtert wird. Wer also seinen Bachelor in Deutschland erfolgreich absolviert hat, kann z. B. damit in Frankreich oder den USA auf seinen Master hinarbeiten.
Im europäischen Ausland studieren | Vor- und Nachteile
Seit der flächendeckenden Einführung des Bachelor-Master-Systems in Europa gehen immer mehr Studenten für mindestens ein Fachsemester zum Studieren ins europäische Ausland. Auch die Anzahl derer, die zwei Semester bzw. ihre gesamte Studienzeit an einer anderen als der heimischen Universität verbringen, wächst stetig. Die Vorteile eines solchen Auslandsaufenthalts liegen auf der Hand, denn Studiensemester im EU-Ausland bringen später nicht nur bei der Bewerbung Pluspunkte, sondern qualifizieren auch für eine schnellere und reibungslosere Karriere, da viele Firmen Bewerber mit Auslandserfahrung und guten Fremdsprachenkenntnissen bevorzugen.
Wer plant, in einem anderen EU-Land zu studieren, sollte allerdings unbedingt erst einige Semester in Deutschland studieren, um sich an die Anforderungen seines Studienfachs zu gewöhnen. Empfohlen wird der Auslandsaufenthalt nach dem ersten oder zweiten Studienjahr, damit man keine aufeinander aufbauenden Pflicht-Lernmodule verpasst. Wer einen Bachelor-Studiengang gewählt hat, kann sich freuen, denn er kann selbst entscheiden, wann er ins Ausland geht. Dies gilt allerdings nicht für den praxisorientierten achtsemestrigen Bachelor. Bei den wenigen, noch an deutschen Universitäten existierenden Magister- und Diplom-Studiengängen sowie den Studiengängen mit Abschluss Staatsexamen (Medizin, Jura) empfiehlt sich das Weiterstudieren im europäischen Ausland nach erfolgreichem Abschluss von Zwischenprüfung, Vordiplom bzw. erstem Staatsexamen.
Welche Länder und warum?
Die von deutschen Studenten bevorzugten EU-Länder sind die Niederlande, Großbritannien, Österreich und die Schweiz, da die finanzielle Ausstattung der Universitäten dort sehr viel besser ist als die deutscher Hochschulen. Allerdings müssen Studierende dort mit zum Teil ziemlich hohen Studiengebühren und wesentlich höheren Lebenshaltungskosten rechnen.
Britische Hochschulen erheben 1000 bis 2000 Euro Studiengebühren pro Jahr, die Niederlande immerhin noch 1500 Euro. Was die zu zahlenden Studiengebühren angeht, so gilt die europäische Regelung und jeder aus einem EU-Land stammende Student zahlt nur die für Inländer üblichen Studiengebühren. Sehr vorteilhaft für europäische Studenten ist das ERASMUS-Programm, das für maximal zwei Semester im EU-Ausland alle Studiengebühren übernimmt und ihnen ein Teilstipendium gewährt. Wer als Erasmus-Austauschstudent an die europäische Partner-Universität geht, hat außerdem noch den Vorteil, dass er auch dort einen Berater zur Verfügung hat, der ihm nicht nur in Studienbelangen, sondern auch noch bei der Wohnungssuche hilft.
Fazit
Studieren in Europa ist zwar durch das Zusammenwachsen der europäischen Länder um vieles überschaubarer und angenehmer geworden, kostet allerdings durch die zum Teil sehr unterschiedlichen Lebensstandards viel Geld.
Bildquellen
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