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66-Jährige wird Mutter von Zwillingen: mutig oder egoistisch?

66-Jährige wird Mutter von Zwillingen: mutig oder egoistisch?

Normalerweise sind unsere Schweizer Nachbarn ja eher dafür bekannt, dass sie ruhig und gemütlich leben und nicht für Skandale sorgen. Doch eine Nachricht, die ich in der vergangenen Woche aus diesem Land gehört habe, toppt so ziemlich alles, was bisher aus der Schweiz bekannt gegeben wurde: eine 66-jährige Frau wurde Mutter.
Die pensionierte Pastorin gebar vor ca. drei Wochen per Kaiserschnitt zwei Jungen; Joshua und Michael.

Da auf normalem Weg eine Schwangerschaft sehr undenkbar und laut den Landesgesetzen eine Einpflanzung von Eizellen bei derart alten Frauen nicht erlaubt ist, wird vermutet, dass sie sich die Eizellen in der Ukraine einpflanzen ließ. Dort nimmt man es offenbar mit der Moral nicht so genau, solange die Bezahlung stimmt. Ganz anders hingegen sehen die Schweizer die späte Mutterschaft: sie sind schlichtweg empört, wobei „empört“ noch milde ausgedrückt ist. Sie werfen der Rentnerin „narzisstische Rücksichtslosigkeit“, „Egoismus“ und „Verantwortungslosigkeit“ vor – nur wenige Menschen bringen ihr Verständnis entgegen. Die unverheiratete Ex-Pastorin, die in dem 1.300-Seelen-Dorf Grüsch wohnt, lässt sich nicht provozieren. „Es sei ihre Privatangelegenheit“, lautet das einzige Statement ihrerseits.

Prinzipiell hat sie damit ja recht. Jeder sollte schon für sich entscheiden können, ob und wann man Kinder haben möchte. Allerdings stellt sich hierbei die Frage, ob man sich denn unbedingt mit 66 Jahren diesen Wunsch noch erfüllen sollte – und da sage ich ganz klar „nein“. Es ist toll, wenn sich jemand in dem Alter noch rüstig genug fühlt, ein Kind (oder im vorliegenden Fall sogar zwei) großzuziehen, dennoch stimme ich da den Kritikern zu, die solch ein Verhalten als rücksichtslos und egoistisch bezeichnen. Schauen wir in die Zukunft: wenn die Jungs eingeschult werden, ist die alte Dame 72; wenn sie konfirmiert werden, ist sie 80, und sollte sie die Volljährigkeit ihrer Kinder erleben, wäre sie 84 Jahre alt – älter als die meisten Großmütter…

Zudem stellt sich die Frage, inwieweit ein Mensch in diesem Alter überhaupt körperlich noch in der Lage ist, sich aktiv mit seinen Babys/ Kleinkindern/ Kindern zu beschäftigen. Natürlich ist eine Frau Mitte 60 heutzutage noch wesentlich fitter als eine Gleichaltrige vor 50 Jahren, aber Kinder zu erziehen und sich mit ihnen zu beschäftigen bedeutet nun einmal auch Stress – besonders bei Zwillingen. So manche jüngere Mama kann davon ein Lied singen; und selbst, wenn sich die Expastorin heute noch der Aufgabe gewachsen fühlt – ich bezweifele, dass sie diese wirklich noch bewältigen kann. Auf lange Sicht gesehen sowieso nicht. Ins Alten- oder Pflegeheim kann sie die Jungs nicht mitnehmen; das wäre nicht nur eine unpassende Umgebung, sondern ist auch nicht gestattet. Und was wird dann aus den Kindern? Ins Kinderheim? Zu entfernten Verwandten oder Bekannten? Das ist nicht dasselbe wie bei Mama, und von daher finde ich persönlich die Erfüllung des Kinderwunsches dieser Dame mehr als egoistisch. Es wundert mich nicht, dass das Einpflanzen von Eizellen in ihrem Fall in der Schweiz nicht gestattet worden wäre – die Leidtragenden sind die, denen es eigentlich gut gehen sollte und die ihr Leben noch vor sich haben: Joshua und Michael.

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