Die Diskussionen um die Schuldfrage bei der Loveparade in Duisburg nehmen kein Ende. Nachdem zunächst der Bürgermeister der Stadt aufs Korn genommen wurde, scheint man jetzt doch eher beim Veranstalter die Schuld zu suchen. Die Polizei wäscht ihre Hände in Unschuld. Die Ordner haben falsch gehandelt und es waren überhaupt zu wenige da. Die eine Sperre hätte nicht aufgemacht werden dürfen, die andere nicht geschlossen.
Offenbar hat sich die Panik, die bei der Veranstaltung ausgebrochen ist, auf die Mitverantwortlichen und die Medien übertragen.
Wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umhöre, so gehen auch da die Meinungen sehr auseinander.
Mich wundert sehr, dass ich noch niemanden gehört habe, der die Menschen für mitschuldig hält, die über die Opfer hinweggetrampelt sind oder rücksichtslos gedrückt und gedrängelt haben. Denn irgendwie müssen die Verletzungen, die teilweise zum Tod geführt haben, ja entstanden sein.
Im Fernsehen habe ich einige Interviews mit Augenzeugen gesehen, die völlig fassungslos über das waren, was dort passiert ist. Sie konnten nicht begreifen, dass man einfach über Personen hinwegtrampelt, die vor einem auf dem Boden liegen.
Die Medien zeigen gerne Bilder von friedlich wirkenden Feiernden bei der Loveparade. Bestimmt ist diese Veranstaltung auch als harmonisch und friedvoll geplant, wie der Name schon sagt, und die meisten Teilnehmer kamen in liebevoller Absicht. Aber dennoch waren mit Sicherheit viele dabei, die betrunken oder unter sonstigem Drogeneinfluss waren.
So berichtete mir jedenfalls eine Freundin, die am Sonnabend in Duisburg war, selbst viel trank und offen erzählte, dass das für viele Teilnehmer dazugehört. Wörtlich sagte sie: “Wir haben jede Menge Besoffene und Bekiffte getroffen.“
Die Medien drehen die Geschichte genauso hin, wie sie sie haben wollen. Und mir ist das ziemlich unheimlich, wie durch dieses Anheizen der Gemüter der gesunde Menschenverstand bei vielen außer Kraft gesetzt und einseitig eine Meinung übernommen wird.
Ich hoffe, dass die Ursache des Unglücks geklärt wird, soweit das bei der Verkettung so vieler Umstände überhaupt möglich ist und dass die Opfer und ihre Angehörigen ihren Frieden finden.
Aber für alle anderen Interessierten wünsche ich mir, dass sie mal neutral darüber nachdenken, was dort geschah.