Heutzutage scheint es ja üblich zu sein, alles mögliche zu „designen“. Ob für Fingernägel, Schmuck oder Bäder – für alles gibt es inzwischen Gestalter, die glauben, eine Marktlücke entdeckt und mit ihren Produkten gefüllt zu haben. Meiner Meinung nach sind die meisten von ihnen weder innovativ noch sonst in irgendeiner Hinsicht erwähnenswert. Vergangene Woche allerdings bin ich auf eine Berufsbezeichnung gestoßen, von der ich noch nicht einmal wusste, dass es diesen Beruf überhaupt gibt: Sargdesigner.
Der 38-jährige Andreas Emde gestaltet Särge ganz nach Wunsch des Verstorbenen (laut Testament) beziehungsweise dessen Angehörigen. Sein Grundgedanke ist es, dem „Tod ein Stück Leben zu geben“, das heißt, die Särge mit Motiven, Farbe und Individualität zu verschönern, um einer Beerdigung etwas von ihrer üblichen Tristesse zu nehmen. Särge, die normalerweise in schwarz, braun oder weiß gehalten sind, spiegeln weder den Charakter des Verstorbenen wider, noch heben sie sich in irgendeiner Weise von allen anderen ab. So kam der Münchener auf die Idee, Fotos oder andere Motive nach Wunsch auf die Särge zu malen, ohne dass dabei der Respekt vor den Toten und ihrer letzten Ruhestätte verloren geht. So behauptet Emde von sich, er „traue sich zu, jedes Motiv so auf dem Sarg anzubringen, dass es würdevoll aussieht“. Anfänglich fand der Sargdesigner kaum Anhänger seiner Idee, doch inzwischen besteht großes Interesse an seinen individuell gestalteten Särgen. Ein großes Sargbauunternehmen unterstützt den 38-Jährigen bei der Umsetzung seiner Ideen, so dass ein Sarg in der Regel eine Lieferzeit von 24 Stunden hat.
Ich persönlich finde die Idee des Sargdesigns klasse. Zwar kommt leider für mich solch ein speziell gestalteter Sarg nicht in Frage, weil ich verbrannt werde und somit nur eine kleine Urne benötige. Ansonsten wäre ein bunter, individueller Sarg genau das Richtige für mich und meine Trauerfeier…
Mal ehrlich: warum soll man in den letzten Minuten, die man über der erde verbringt und noch einmal im Mittelpunkt steht, trübselig in einer langweiligen Kiste liegen? Ähnlich wie Geburtstage sind auch Trauerfeiern/Beerdigungen „Ehrentage“, also kann man diese auch getrost in einem würdigen Rahmen begehen. Mit „würdig“ meine ich natürlich Motive, die auch die 80-jährige Nachbarin nicht schockieren würde. Also nackte Frauen, Phallussymbole, Totenschädel und Ähnliches sollten als Motive für Sargdesign dann eher tabu sein.
Ansonsten: Respekt für diese tolle Idee!