Endlich ist es soweit: Prozessor, Grafikkarte, Mainboard und RAM wurden perfekt aufeinander abgestimmt, dafür wochenlang Testberichte und Benchmarks studiert. Alles passt zusammen, wie in einem sorgsam gelegten Mosaik. Erst zum Schluss fällt dann auf, dass die Stromversorgung, sprich die Auswahl eines geeigneten Netzteils, bisher im Rahmen der PC-Konfiguration vernachlässigt wurde. „Kann man ja nicht viel mit falsch machen“ ist dann ein häufig gehörter Ausspruch und es wird noch schnell ein Netzteil mitgeordert, das „schon passen wird“.
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Nachteile eines unpassend gewählten Netzteils
Im schlimmsten Fall wird so ein Netzteil bestellt, das schlicht zu wenig Leistung für die im PC verbauten Komponenten bereitstellen kann. Wer sehr leistungsfähige Komponenten verbaut, etwa für CAD-Workstations, Grafikbearbeitung, Videoschnitt- oder Gaming-Systeme kommt unter Volllast schnell auf einen Leitungsbedarf von 500 Watt und mehr. Wenn das Netzteil nun beispielsweise nur maximal 450 Watt anliefern kann, kann das zur Folge haben, dass der Rechner urplötzlich abstürzt und seinen Dienst quittiert.
Die Fehlersuche gestaltet sich dann als nervenaufreibend und schwierig, denn das Netzteil rückt als Ursache für Systemabstürze meist erst sehr spät in den Fokus. Selbst wenn die Ursache erkannt wird, kann der Rechner nicht in vollem Umfang genutzt werden bis ein größer dimensioniertes Netzteil eintrifft und auch für den eigentlichen Austausch muss noch einmal extra Zeit eingeplant werden.
Sinnvoller ist es daher, sich im Vorfeld über den genauen Strombedarf der verbauten Komponenten zu informieren und diesen aufzuaddieren. Wer hierzu keine Lust kann mit im Netzt verfügbaren Tools den Strombedarf des PCs berechnen lassen. Wer an dieser Stelle meint, dass ja auch einfach zu einem Netzteil gegriffen werden kann, was definitiv genug Power hat – beispielsweise 700 Watt für unser Beispiel oben – hat einerseits natürlich recht, aber auch bei zu groß gewählten Netzteilen lauern Nachteile!
Effizienz ist entscheidend
Neben den meist höheren Anschaffungskosten von sehr leistungsfähigen Netzteilen werden diese auch schnell zu Kostenfallen im laufenden Betrieb. Der Grund hierfür ist, dass Netzteile nicht in jedem Auslastungsbereich gleich effizient arbeiten. Ein Netzteil, das nur ein Minimum an Leistung liefern muss, weil der PC im Idle-Modus läuft, verbraucht prozentual deutlich mehr Strom als wenn es zu 50, 75 oder 90% ausgelastet ist.
Der sog. Wirkungsgrad des Netzteils gibt an, wieviel Strom in Form von Abwärme ungenutzt „verpufft“ und ist unmittelbar abhängig vom Auslastungsgrad. Ein Netzteil, das z.B. eine Nennleistung von 700 Watt aufweist und nur 150 Watt anliefern muss, läuft mit einer Auslastung von gerade einmal 21%. In diesem Auslastungsbereich ist der Wirkungsgrad meist noch sehr gering und liegt etwa bei 75%. Das bedeutet, dass das Netzteil 187 Watt aus der Steckdose ziehen muss, um 150 Watt an die Komponenten des Rechners abgeben zu können. Der Rest ist verschwendete Energie in Form von Abwärme.
Je näher das Netzteil an einen optimalen Auslastungsgrad (> 50%) kommt umso geringer wird die prozentuale Verlustleistung. Es lohnt sich daher, das Netzteil so zu wählen, dass das Netzteil möglichst lang in einem Wirkungsgradbereich arbeitet, der eine überdurchschnittliche Stromverschwendung vermeidet. Insbesondere dann, wenn der Rechner über weite Teile des Tages in Betrieb ist, kann so im Zeitverlauf eine nicht unerhebliche Summe an Geld gespart werden. Einen guten Anhaltspunkt für die Energieeffizienz von Netzteilen geben die 80Plus Siegel.
Diese Siegel bestätigen eine grundsätzlich gute Energieeffizienz und werden in verschiedenen Ausprägungen (Bronze, Silber, Gold etc.) vergeben. Je besser das Netzteil ausgezeichnet ist, umso höher ist eine Energieeffizienz in verschiedenen Auslastungsbereichen. Beim Kauf eines Netzteils sollte daher unbedingt darauf geachtet werden, ob das Netzteil über ein derartiges Gütesiegel verfügt.