Ich mache mir oft Gedanken darüber, was uns eigentlich prägt und formt. Irgendwann fiel mir einmal auf, dass ich stets zuerst alle Pflichten erledigte, bevor ich mir Zeit für die Dinge nahm, die mir Spaß machten. Oft blieb dann aber vermeintlich keine Zeit mehr, die schönen Dinge ausgiebig und entspannt zu genießen. Oder ich war zu kaputt dafür, weil ich mich bei der Erledigung meiner Aufgaben zu sehr gestresst hatte.
Das hat mir viel Lebensqualität genommen. Und meine Stimmung war oft genervt oder niedergeschlagen.
Ein Sprichwort ging mir durch den Kopf, das den Kern meines Problems genau traf.
„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“
Dieser Satz war mir sehr vertraut. Ich hatte ihn scheinbar als Glaubenssatz so verinnerlicht, dass ich nie in Frage stellte, ob er wirklich Sinn macht. Als ich kritisch darüber nachdachte, kam ich aber zu dem Schluss, dass er mir schadet. Meine Pflichten laufen mir nicht weg und ich erledige sie auf jeden Fall. Und es gibt überhaupt keinen Grund, außer man hat einen Termin mit Anderen oder muss zur Arbeit, erst das Unangenehmere zu tun.
Ich habe z.B. immer erst den Stall ausgemistet, bevor ich reiten wollte. Manchmal hatte ich dann aber keine Lust mehr dazu. Oder es wurde schon dunkel. Dann fiel der schöne Teil der Pferdezeit flach. Jetzt mache ich es umgekehrt. Ich reite aus und danach geht es ans Ausmisten. Denn ich möchte ja, dass meine Pferde es schön haben. Das macht mir dann auch gar nichts mehr aus, denn nach dem Spazierritt habe ich gute Laune.
Ich bin davon überzeugt, dass wir Alle die eine oder andere Überzeugung seit Kindertagen mit uns herumschleppen, die uns nicht gut tut. Wer kennt keine Sprichwörter, die von den Eltern als Erziehungshilfen gerne benutzt wurden?
Narrenhände beschmieren Tisch und Wände. Übermut tut selten gut. Müßiggang ist aller Laster Anfang.
Ein sehr guter Bekannter von mir hat den Satz „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ Sehr verinnerlicht. Die Gespräche mit ihm sind oft sehr mühsam und einseitig.
Über Kommentare oder Berichte über Erfahrungen mit diesen Sprichwortprägungen aus der Kindheit würde ich mich sehr freuen.