Es ist ja nun hinlänglich bekannt, dass uns Rauchern immer mehr Steine in den Weg gelegt werden, um unsere Sucht zu befriedigen. Man will uns weder in Restaurants noch in Zügen haben, auf der Straße werden wir schief angeguckt, wenn wir fröhlich qualmen, und viele Zigarettenautomaten sind inzwischen so konzipiert, dass man mindestens einen Hochschulabschluss haben muss, um diese bedienen zu können. Schockfrei wie wir Raucher nun einmal sind, nehmen wir alle diese Hürden, ohne mit der Wimper zu zucken. Was ich heute aber in einer Tankstelle erlebt habe, schlägt dem Fass den Boden aus.
Ich betrat besagte Tankstelle, die vor kurzem neu umgebaut worden war, und ging zielstrebig auf die sich in der Mitte des Raumes befindliche Kasse zu, um Zigaretten zu kaufen. Erstaunlicherweise gab es dort zwar Kaugummis, Feuerzeuge und Schokoriegel, aber keine Tabakwaren. Auf meine höfliche Frage hin, wo sich diese denn befänden, verwies mich der Verkäufer auf eine Wand gleich neben dem Eingang. An dieser angebracht war eine Art touchpad, auf dem man wählen musste, ob man Zigaretten, Zigarillos oder Tabak haben möchte. Hatte man eine Option gewählt, ging die Auswahl im nächsten Menüpunkt weiter: durch Berühren kleiner Pfeiltasten blätterte man sich durch das gesamte vorhandene Zigarettenprogramm, was ziemlich zeitaufwändig war. Bei nur acht oder zehn angezeigten Sorten pro Seite könnt ihr Euch ja vorstellen, wie lange das gedauert hat!
Endlich hatte ich meine Marke gefunden, tippte deren Logo an und – an der Seite kamen nicht etwa die gewünschten Zigaretten heraus, sondern ein kleiner Zettel. Meinen Wunsch, eine weitere Schachtel zu kaufen, hatte ich inzwischen begraben, da ich dafür das gesamte Procedere noch einmal hätte durchlaufen müssen. Also ging ich mit dem Zettel zur Kasse. Nach dem Bezahlen erhielt ich nicht endlich meine Zigaretten, sondern einen weiteren Zettel, diesmal mit einer Scan-Nummer darauf. Also, Zettel geschnappt und an die gegenüberliegende Wand gegangen, wo ein weiterer Automat angebracht war. Bei diesem musste ich dann den neuen Zettel „lesen“ lassen. Dies bedeutete, das sehr lappige Papier musste direkt unter den Scanner gehalten werden, damit dieser die Nummer erkennen konnte. Nach diversen Versuchen klappte dies auch tatsächlich und ich hatte endlich meine Tabakwaren! Nun musste nur noch der Zettel in einen Papierkorb geworfen werden…
Ohne zu übertreiben: die ganze Aktion hat bestimmt 10 Minuten gedauert, und das zu einer Tageszeit, wo ich die einzige Kundin in der Tankstelle war und somit an den einzelnen Automaten keine Schlangen vorhanden waren. Stellt Euch mal vor, Ihr habt es eilig, weil Ihr beispielsweise dringend zur Arbeit müsst… Das gibt doch Mord und Totschlag! Vor allem, wenn der Nikotinpegel auf einen lebensbedrohlichen Tiefststand abgesunken ist und man als anständiger Raucher noch nervöser und ungeduldiger ist als sonst.
Bis jetzt ist es mir noch nicht gelungen, irgendeinen Sinn in dieser Art des Zigarettenverkaufs zu entdecken. In meinen Augen ist dieses Procedere eine Unverschämtheit und absolut kundenunfreundlich. Dann sollen sie lieber gleich GAR KEINE Tabakwaren verkaufen, als deren Erwerb so kompliziert zu machen. Oder ein Schild anbringen mit einem Bild von einem Raucher und darunter schreiben: „Wir „dürfen hier nicht hinein“…
Eines steht fest: in dieser Tankstelle werde ich ganz bestimmt nichts mehr kaufen und dort auch niemals wieder tanken.