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Zwei Jahre nach Fukushima

Zwei Jahre nach Fukushima

Was hat man gelernt?
Was hat man gelernt?

Wie kaum ein anderes Ereignis zuvor, hat das Erdbeben vor der Küste Japans, das zu einem gewaltigen Tsunami und zur anschließenden Kernschmelze geführt hat, die Menschen auf der ganzen Welt erschüttert.

Die Naturkatastrophe und der darauf folgende atomare Kollaps haben bis heute fast 16.000 Leben gefordert.

Knapp 2.700 Menschen werden noch immer vermisst. Für über 300.000 Betroffene ist eine Rückkehr in ihre frühere Heimat übrigens auf Jahre undenkbar und viele werden die hoch verstrahlten und abgesperrten Gebiete sogar nie wieder betreten können. Die wirtschaftlichen Kosten für das hoch industrialisierte Land lassen sich dabei nur annähernd beziffern. Nur kurze Zeit nach dem nuklearen Fallout wurden alle 50 japanischen Reaktoren abgeschaltet und der zukünftige Verzicht auf Atomkraft sowie der Ausbau erneuerbarer Energien beschlossen. Kaum zwei Jahre später ist es Zeit, sich zu fragen, ob die Politik Lehren aus dieser Katastrophe gezogen hat.

arte │ Die Welt nach Fukushima

Japan nach Fukushima

Der Wind hat sich nach nur zwei Jahren gedreht und den radioaktiven Schrecken aus dem Gedächtnis führender Politiker und von Atomlobbyisten geblasen.

Die neu gewählte Regierung unter Ministerpräsident Abe hat nicht nur zwei Kernkraftwerke wieder an das öffentliche Stromnetz gebracht, sondern den Bau neuer Reaktoren beschlossen.

Es ist offensichtlich nur noch eine Frage der Zeit, bis weitere Atommeiler hochgefahren werden – derzeit wartet man lediglich die Ergebnisse intensiver Sicherheitskontrollen ab. Hat der Inselstaat aus der Katastrophe keine Lehren gezogen? Regelmäßige Demonstrationen von Atomkraftgegnern und Opfern haben offenkundig weniger Gewicht als die wirtschaftlich sehr mächtige Atomlobby. Diese setzt, zusammen mit der neu gewählten Regierung, auf schnelles Wirtschaftswachstum.

Fukushima – die Wahrheit und die Zukunft der Atomkraft – Doku

Regenerative Energien sollen zwar im höheren Maße als bislang gefördert werden, jedoch nur als einige von vielen möglichen Energiegewinnungsformen neben der Atomkraft zum Einsatz kommen.

Und der Rest der Welt?

Die radioaktiven Schockwellen, die von den japanischen Atommeilern ausgingen, haben die Welt anscheinend nur kurzzeitig paralysiert.

Längst ist insbesondere in China, Russland sowie in einer Vielzahl von anderen Schwellen- und Entwicklungsländer der Bau neuer Atomreaktoren beschlossene Sache. Eine langfristige Nachwirkung scheint die Reaktorkatastrophe einzig in Deutschland gehabt zu haben.

Nur drei Tage nach Fukushima entschied die Bundesregierung unter Angela Merkel ein umfassendes Moratorium, bei dem 17 deutsche Meiler strengen Prüfungen unterzogen werden sollten. Sieben Atomkraftwerke, die auch schon vor Fukushima in der Kritik standen, wurden umgehend und dauerhaft abgeschaltet. 

[sws_green_box box_size=“640″] Drei Monate später stand sogar fest: Deutschland schaltet das letzte von noch 30 laufenden Kernkraftwerken bereits im Jahr 2022 ab – der Atomausstieg ist beschlossene Sache. [/sws_green_box]

Anfänglich als übereilte Reaktion auf die Katastrophe in Fukushima kritisiert, gilt dieser Sonderweg einer hoch entwickelten Industrienation mittlerweile als vorbildhaft, wenngleich eine Vielzahl von Problemen bis zum endgültigen Ausstieg zu lösen ist. Der Ausbau regenerativer Energien geht außerdem nur schleppend voran und auch in deutschen Regierungskreisen konservativer Prägung ist der Ausstieg alles andere als unumstritten.

Doku – Die nukleare Bedrohung: Gefahr der Zukunft

Fazit

Zwei Jahre nach Fukushima lässt sich festhalten, dass der atomare Schrecken nur schwach nachwirkt. Während ein Großteil der Welt unverdrossen auf die Atomkarte setzt, ist sogar selbst in Japan die Rückkehr zur Kernkraft immer wahrscheinlicher.

Nur Deutschland hält am beschlossenen Ausstieg bis zum Jahr 2022 fest. Gut, dass wir in Deutschland leben, oder?

Artikelbild Oben: ©panthermedia.net Martin Konz

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