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Überflüssige Comebacks älterer Sportler

Überflüssige Comebacks älterer Sportler

„Jens Lehmann kehrt in die Bundesliga zurück“ – diese Schlagzeile überraschte uns vor wenigen Tagen. Angeblich soll der Ex-Nationaltorhüter bei Schalke 04 verpflichtet werden, wo er 1987 seine aktive Karriere begonnen hatte.

In diesem Zusammenhang stellt sich mir die Frage, ob es wirklich notwendig ist, dass Sportler nach ihrem offiziellen Karriereende wieder aktiv tätig sein müssen. Nachdem Lehmann 2010 in den „Ruhestand“ ging, kehrte er von März 2011 bis Saisonende zum FC Arsenal zurück, für den er 2003-2008 spielte. Dafür hatte ich ja noch Verständnis. Der Verein hatte Torwartsorgen, und Lehmann wollte helfen; so weit – so gut.

Aber sollte er wirklich ernsthaft vorhaben, wieder aktiv tätig zu sein, hätte er jeden Respekt meinerseits verloren, ungeachtet der Erfolge, die gehabt hat. Es ist ja nun auch nicht so, dass der Deutsche Fußball unter Torwartmangel zu leiden hat – junge Talente wie Zieler, ter Stegen & Co beweisen dies. Ich denke, man sollte diesen Spielern die Chance geben, ihr Können zu beweisen, anstatt die begehrten Plätze im Kader durch die alten Herren zu blockieren.

Ein besonders rotes Tuch diesbezüglich ist für mich Michael Schumacher. Er hat in seinem Leben alles erreicht, was man sich als Rennfahrer wünschen kann – und noch viel mehr. Der siebenfache Weltmeister gilt als der erfolgreichste Formel 1 – Pilot aller Zeiten und begeisterte während seiner aktiven Karriere Millionen Menschen weltweit. Als er 2006 mit 37 Jahren seinen Rücktritt bekannt gab, hatte jeder dafür Verständnis. Wenn ein Sportler seine Karriere freiwillig beendet, ist es für mich das beste Zeichen dafür, dass er selbst gemerkt hat, die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit erreicht zu haben. Die folgenden drei Jahre arbeitete er für Ferrari als Testfahrer und Berater, was ebenfalls nachvollziehbar war. Schließlich hatte er mit der Scuderia seine größten Erfolge zu verzeichnen.

Aber was kann Schumacher dazu bewogen haben, 2010 sein Comeback in der Formel 1als aktiver Fahrer zu geben – und dann auch noch bei Mercedes? Geldmangel kann wohl nicht der Grund sein – sein Vermögen wird auf ca. 900 Millionen Euro geschätzt. Erfolge hatte er mehr als jeder andere zu verzeichnen, das kann also auch kein Beweggrund für sein Comeback sein. Wieso also tut er sich und uns das an? Früher hatte ich großen Respekt vor ihm und seiner Leistung; jetzt ist genau das Gegenteil der Fall. Es ist kein schöner Charakterzug von mir, aber ich freue mich jedes Mal, wenn er einen Totalausfall hat oder nur „unter ferner liefen“ ins Ziel kommt. Da in der Formel 1 die Teams und somit die Möglichkeiten, aktiv fahren zu können, sehr begrenzt sind, nimmt Schumacher durch seine Anwesenheit jungen Talenten die Chance auf einen Platz in einem der Teams. Das ist meiner Meinung nach absolut ungerecht und in keiner Weise nachvollziehbar – wenn er einen „Kick“ braucht, soll er Bungee springen oder mit Krokodilen schwimmen oder ähnliches…

Natürlich gibt es auch Comebacks, die nicht ganz so peinlich sind, so wie das von Henry Maske. Er ist einer der wohl beliebtesten deutschen Boxer, der sowohl als Amateur als auch als Profi großartige Kämpfe bestritt. 1996 beendete er seine Karriere mit einer Niederlage gegen Virgil Hill, den er 11 Jahre später bei seinem Comeback (mit 43 Jahren!) besiegen konnte. Dabei scheint es eher um Ehre als um den Wunsch gegangen sein, wieder aktiv tätig zu sein, und das ist meiner Ansicht nach absolut nachvollziehbar. Zudem hat Maske dadurch niemandem geschadet bzw. die Chance auf eine Karriere genommen.

Genauso schlimm wie diese überflüssigen Comebacks finde ich Sportler, die vergessen, wann es Zeit ist abzutreten. Paradebeispiel hierfür ist Michael Ballack. Ich war nie ein Fan von ihm, aber ich habe immer seine Leistung in der Nationalmannschaft respektiert. Diese Hochachtung hat er sich durch sein Verhalten in den letzten Monaten komplett verspielt. Er wäre meines Erachtens sehr gut damit beraten gewesen, von sich aus auf einen Platz in der Nationalelf zu verzichten, statt permanent auf seine Rolle als deren Kapitän zu pochen. Er hätte einen würdevollen Abschied bekommen und wäre in Ehren gegangen – durch sein jetziges beleidigtes Verhalten und die Ablehnung eines Abschiedsspiels ist die ganze Angelegenheit einfach nur peinlich.

Apropos peinlich: da fällt mir doch glatt Lothar Matthäus ein. Der Rekordnationalspieler hat zwar seine aktive Karriere „schon“ mit 39 Jahren beendet, kann sich aber offensichtlich nicht von seinem Wunsch nach Popularität trennen. Dummerweise führte fast alles, was in den letzten Jahren über Herrn Matthäus an die Öffentlichkeit drang, bei mir zwangsläufig zum Fremdschämen. Ich finde es schade, wenn sich verdiente Sportler in fortgeschrittenem Alter so lächerlich machen und somit jeglichen Respekt verwirken. Haben die denn alle keinen Berater? Oder zumindest Freunde, die ihnen sagen, wie peinlich sie wirken? Oder sind sie beratungsresistent? Schade.

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