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Targeted LTRO und die Auswirkungen auf die Finanzmärkte und Broker

Targeted LTRO und die Auswirkungen auf die Finanzmärkte und Broker

Weltweit ermöglichen gerade Broker den flexiblen Handel mit Wertpapieren. Diese Tatsache macht Brokerage für deutsche Privatanleger äußerst interessant. Die Möglichkeit schon mit kleinen Beteiligungen Wertpapiere an den Finanzmärkten zu erwerben, hat für erfahrene Anleger einen beträchtlichen Vorteil, was oft auch zu Gewinnen führt. Allerdings haben damit auch Privatanleger mit Dingen wie LTRO´s zu tun.

Geldbevorratung im Euroraum

[dropcap]L[/dropcap]TRO ist eine Kurzform für die englische Bezeichnung: Long Term Refinancing Operation. Der Begriff beinhaltet eine längerfristige Bereitstellung von Geldern der Europäischen Zentralbank an nationale Banken im Euroraum. Der Zinssatz für diese Gelder ist mittlerweile vergleichsweise günstig. Das Ziel ist die Kreditvergabe der nationalen Banken zu unterstützen. Da die Banken Sicherheiten für die LTRO hinterlegen müssen und dafür Staatsanleihen nutzen können, steigt auch die Nachfrage nach diesen Papieren. Die EZB führte unlängst großzügige Operationen durch, um die europäische Schuldenkrise des Euro aktiv zu bekämpfen. Die Frage ist, wie sich das auf die aktuelle Finanzsituation auswirkt.

Kreditklemme durch die Europäische Zentralbank (EZB)?!

Bereits zum Jahreswechsel 2011 / 2012 stellte die Europäische Zentralbank den Banken mit einem LTRO-Programm etwa eine Billion Euro zur Verfügung. Doch konnte damit das Wirtschaftswachstum oder die niedrige Inflation nicht wesentlich verändert werden. Die Banken der Krisenländer kauften weiterhin sichere Staatsanleihen ihrer nationalen Regierungen auf, anstatt wie beabsichtigt Kredite an Unternehmen oder private Konsumenten zu vergeben.

Die EZB konnte nicht ausreichend Klarheit darüber schaffen, wie die Banken dazu bewegt werden sollten, das Geld zur Kreditvergabe zu verwenden. Laut der Zeitung „Financial Times“ sank die Kreditvergabe an Unternehmen sogar noch. Dies ging aus einer Studie der Royal Bank of Scotland (RBS) hervor. Die Banken im Euroraum hätten bewusst versucht, Kapital aufzubringen, um ihre Bilanzen aufzubessern. Diese Tatsache bewirkte einen Kreditvergaberückgang bei kleinen und mittleren Unternehmen. So konnten die Kredite aus dem bisherigen LTRO-Programm nur teilweise von den Banken an die EZB zurückfließen.

Statistik: Sollte die Europäische Zentralbank (EZB) grundsätzlich Staatsanleihen aufkaufen oder sollte sie das nicht tun oder können Sie das nicht beurteilen? | Statista
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Kauf von Staatsanleihen

Auf der jüngsten Ratssitzung hat die Europäische Zentralbank (EZB) ein groß angelegtes Programm für Staatsanleihen und andere Wertpapiere innerhalb des Euroraumes angekündigt. Die neue Maßnahme wird ein monatliches Volumen von etwa 60 Milliarden Euro umfassen. Es wird von März 2015 bis September 2016 durchgeführt werden. Die Höhe der Anleihekäufe soll den jeweiligen Kapitalanteilen der Mitgliedsstaaten entsprechen.

Das neue Programm der Europäischen Zentralbank könnte für eine zukünftige Lockerung des Finanzkreislaufes sorgen. Mit dem Ankauf von Staatsanleihen vergrößert die EZB die im Umlauf befindliche Geldmenge der Zentralbank erheblich. Diese finanziellen Mittel sollen von den Banken zur Vergabe von Darlehen an Unternehmen und privaten Konsumenten genutzt werden. Gleichfalls sollen die langfristigen Zinsen gesenkt werden. Die Staaten im Euroraum können sich zu günstigeren Konditionen Geld leihen.

Für den EZB-Präsidenten Mario Draghi ist die Deflationsgefahr des Euroraums Anlass zur Sorge. Die neue geldpolitische Maßnahme soll eine drohende Deflation abwenden und die Inflationsrate in Richtung des Ziels von 2 Prozent bewegen. Die Verbraucherpreise verringerten in den letzten Monaten kontinuierlich. Im Dezember 2014 wurde sogar ein negatives Ergebnis im Euroraum erzielt. Der Ankauf von Staatsanleihen soll als durchbrechende Maßnahme in der Geschichte der Notenbank helfen. Durch den Aufkauf von Staatsanleihen in Milliardenhöhe sollen die Zinsen und Renditen am Finanzmarkt gesenkt und damit die Investitionsbereitschaft von Unternehmen und Konsumenten erhöht werden. Die Währungshüter rechnen mit steigenden Preisen an den Aktien- und Immobilienmärkten. Das zur Verfügung stehende Kapital soll die Konsumbereitschaft erhöhen.

Von einer solchen Maßnahme der Geldpolitik konnten bisher Investoren in den USA einen erheblichen Nutzen ziehen. Es wurde schnell Liquidität freigesetzt. Durch Staatsanleihenkäufe hatten die Börsennotierungen an der New Yorker Wall Street sichtbar angezogen. Die Aktienkurse stiegen mit einer Ausweitung der Bilanzsumme der US-Notenbank Fed. Die Investoren in Europa erhoffen sich eine ähnliche Entwicklung. Allerdings ist diese Maßnahme umstritten. Die Kritiker befürchten, dass durch die Geldflut neue Finanzblasen entstehen könnten. Die Mitgliedsstaaten könnten deutlich mehr Schulden machen, als wirtschaftspolitisch angemessen wäre. Die Kritiker der geldpolitischen Maßnahmen sind in der Minderheit. Der DAX an der Börse in Frankfurt konnte bereits spürbar zulegen.

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Reaktion der Finanzmärkte auf die Geldpolitik

Als Oberbegriff für alle Märkte, auf denen ein Handel mit Kapital stattfindet, fungiert der Finanzmarkt. Auf dem Finanzmarkt wird Kapital in Form von Kreditverträgen und Wertpapieren gehandelt. Ein Anbieter bekommt die Möglichkeit sein Bargeld oder sein Vermögen gewinnbringend anzulegen. Der Nachfrager finanziert durch Investitionen sein Unternehmen. Die Finanzmärkte reagierten auf die neue Geldpolitik der EZB mit gemischten Gefühlen.

Experte Richard Glöß vom internationalen Finanzdienstleister City Index sagt dazu: „Das frische Geld wirkt sehr belebend auf die Märkte, da es aufgrund der Niedrigzinspolitik kaum rentable Alternativanlagen gibt. Die weltweiten Indizes erreichen neue Höchststände und bieten durchaus weitere Chancen. Allerdings sollten die Marktteilnehmer aufpassen, wie mit der hohen Liquidität und dem freien Kapital umgegangen wird. Kurse die durch billiges Geld und fehlende Alternativen in die Höhe getrieben werden, sollten immer mit dem Hintergrund des darunterliegenden Unternehmenswertes betrachtet werden, da sich die Gefahr einer Übertreibung und Blasenbildung ergeben könnte.“

Die Strukturen der internationalen Finanzmärkte beeinflussen also die Entwicklung von Finanzdienstleistern und Volkswirtschaften. Am meisten profitieren die Banken und Staaten in südeuropäischen Ländern. Die Aktien, insbesondere der Banken in Südeuropa, bewegten sich um etwa 4 Prozent nach oben. Die Kurse der Staatsanleihen etwa von Frankreich, Italien und Spanien und sind auf einem Rekordhoch. Im Ergebnis wird es für diese Länder jetzt einfacher, sich günstig Geld zu leihen.

Bildquellen
Artikelbild: © panthermedia.net / Andrea Hardert