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Service am Kunden kann auch übertrieben werden

Service am Kunden kann auch übertrieben werden

In der vergangenen Woche war ich ausnahmsweise mal an einer anderen Tankstelle als üblich, weil diese zufällig auf meinem Weg lag. Kaum hielt ich an der Zapfsäule an und war noch nicht einmal zur Hälfte aus meinem Wagen ausgestiegen, da sprang schon ein junger Tankwart auf mich zu und schmetterte mir ein fröhliches „was darf es sein? Volltanken?“ entgegen.

Dabei lächelte er so eifrig und arbeitswillig, dass ich gar nicht anders konnte, als zustimmend zu nicken.

Normalerweise nehme ich nie die Dienste eines Tankwarts in Anspruch, da ich sowohl tank- als auch scheibenputz- und reifenaufpumptechnisch weder zu alt, noch zu faul oder zu blöd bin, diese Tätigkeiten selbst zu verrichten (und mir somit auch das Trinkgeld für diese Dienste erspare, welches zu geben eine Selbstverständlichkeit für mich ist). Nun war dieser Junge hier so charmant, und ich ließ ihn meinen japanischen Flitzer „füttern“, was er schnell und mit einem strahlenden Lächeln erledigte. Ich muss gestehen, ich war begeistert und dachte insgeheim schon darüber nach, die Tankstelle zu meiner neuen Favoritin zu machen.

Doch diesen Plan verwarf ich ganz schnell wieder, als ich an die Kasse kam: die Kassiererin machte sich nicht die Mühe, meinen Gruß zu erwidern, fragte aber gleich, ob ich im Besitz einer tankstelleneigenen Punktekarte wäre. Als ich dies verneinte, war ihre nächste Frage, ob ich ADAC-Mitglied sei. Auch dies verneinte ich, nun schon ein wenig ungeduldiger, und hoffte, ich könnte endlich mein Benzin bezahlen. Doch weit gefehlt. Die Kassiererin fragte mich allen Ernstes, ob ich denn wisse, dass man jetzt bei ihnen auch Bargeld abheben könnte. Am Rande eines Amoklaufes presste ich mit Mühe und Not hervor, dass ich es weder wisse noch mich dafür interessieren würde, sondern einfach nur bezahlen möchte.

Dies hatte zur Folge, dass die Kassiererin beleidigt war. Mit einem empörten Blick und einem Kopfschütteln tippte sie etwas in Ihre Kasse ein, und hätte meiner Meinung gut daran getan, zu schweigen. Doch sie hatte tatsächlich noch eine Frage in petto: „Möchten Sie ein Milka Tender oder Nussini? Kosten heute nur -,70€.“ Mit meiner Selbstbeherrschung war es endgültig vorbei. Sehr unhöflich schrie ich sie an und erklärte ihr, wohin sie sich ihre Nussinis stecken könnte – ich bin nicht stolz auf diesen Ausraster, aber was zu viel ist, ist zu viel.

Fest steht, dass ich – trotz des netten Tankwarts – diese Tankstelle nie wieder betreten werde, in der man derart belästigt wird. Vermutlich kann das Kassenpersonal noch nicht einmal was dafür und handelt nur auf Anweisung (ähnlich wie Schuhverkäufer, die beim Schuhkauf generell Pflegeprodukte empfehlen müssen). Trotzdem sollte man als Kassierer ein wenig Gespür und Fingerspitzengefühl dafür besitzen, inwieweit man einen Kunden mit seinen aufdringlichen Fragen nerven kann oder nicht. Was sicherlich als Service am Kunden gedacht war, ging in diesem Fall komplett nach hinten los – schade.

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