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Sind die Küsse bei „Bauer sucht Frau“ nur ein Fake?

Sind die Küsse bei „Bauer sucht Frau“ nur ein Fake?

In der vergangenen Woche geriet die beliebte RTL-Kuppelshow „Bauer sucht Frau“ in negative Schlagzeilen, weil drei ehemalige Kandidatinnen Interna ausplauderten, die die Bezeichnung „Reality Show“ arg in Frage stellten.

So behaupteten die Frauen beispielsweise, sie erhielten Regieanweisungen über Flirtsprüche, Liebeserklärungen und sogar über Küsse. Sollte eine (Kuss-) Szene nicht glaubwürdig oder romantisch genug wirken, musste sie wiederholt werden – also alles nur Fake. Unter Androhung von Strafen sei es den Kandidatinnen verboten, über diese Interna zu sprechen. Die drei Frauen taten es – aus welchen Gründen auch immer – trotzdem, was mich persönlich etwas verwundert. Natürlich ist es nicht in Ordnung von einem Fernsehsender, den Zuschauern eine „Realität“ nur vorzuspielen. Aber mal ehrlich: wer ernsthaft geglaubt hat, Sendeformate wie „Bauer sucht Frau“, „Schwiegertochter gesucht“ oder „Frauentausch“ seien nicht gestellt, der ist grenzenlos naiv. Von daher erzählen diese drei Frauen, die meiner Meinung nach einfach nur den Drang haben, in der Öffentlichkeit zu stehen (was eine von ihnen sogar zugegeben hat), nicht wirklich etwas Neues. Vielmehr stellen sie sich selber ein Armutszeugnis aus, denn – ob sie es nun gutheißen oder nicht – sie haben sich schriftlich mit den Vertragsbedingungen einverstanden erklärt, und dazu gehört nun einmal das Stillschweigen. Diese Verträge jetzt als „Knebelverträge“ zu beschimpfen, finde ich anmaßend. Wenn die Frauen die Bedingungen unmenschlich und indiskutabel fanden, hätten sie ja nicht zu unterschreiben brauchen; mit Sicherheit gab es genug andere Bewerberinnen. Jetzt, nachdem die Bauern diese Frauen definitiv nicht wollten, kommt eventuell auch gekränkte Ehre mit ins Spiel.

Darüber hinaus glaube ich, dass viele Bewerberinnen völlig falsche Vorstellungen vom Landleben an sich haben. Sie träumen von frischen Frühstückseiern, guter Luft und romantischen Abenden im Heu – die Realität sieht aber ganz und gar anders aus: kurze Nächte, da die Tiere versorgt werden müssen, verdammt harte Arbeit und häufig Geldsorgen. Nicht umsonst haben viele Bauern wirklich Schwierigkeiten, eine Partnerin zu finden, die mit ihnen durch dick und dünn geht…

Im Übrigen kann bei „Bauer sucht Frau“ nicht alles gefaked sein: in den sieben bisher gedrehten Staffeln kam es zu fünf Hochzeiten (die sechste soll im kommenden Frühjahr stattfinden) und weiteren Pärchenbildungen. Dass sich hin und wieder eines dieser Pare trennt, hat nicht das Geringste mit der Sendung zu tun, sondern ist leider allgemein häufig der Fall.

Die ersten Staffeln von „Bauer sucht Frau“ habe ich persönlich auch sehr gerne geschaut. Zum einen finde ich die Moderatorin Ilka Bause ausgesprochen sympathisch, zum anderen haben mich – wie Millionen andere Menschen auch – die Geschichten über die Landwirte wirklich interessiert. Inzwischen schaue ich diese Sendung allerdings nicht mehr, aber nicht wegen irgendwelchen Fakegerüchten, sondern weil sich a) die Stories mehr oder weniger wiederholen und weil ich b) die Bauern immer unsympathischer finde (übrigens genauso wie die Kandidatinnen). Kandidaten wie Bruno und Anja oder Josef und Narumol (oder selbst Schäfer Heinrich) waren sympathisch, authentisch und standen mit beiden Beinen im Leben. Doch je mehr Staffeln gedreht wurden, desto „schrottiger“ wurden in meinen Augen die Bauern (B-Bauern sozusagen). Dennoch sehe ich keinen Grund, diese Sendung schlecht zu machen; schließlich erfreuen sich durchschnittlich 7,5 Millionen Menschen pro Woche am Schicksal der Landwirte…

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