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Millionen Ferkel werden jährlich ohne Betäubung kastriert

Millionen Ferkel werden jährlich ohne Betäubung kastriert

Eigentlich wollte ich einen Artikel über Bio-Fleisch bei Fastfood-Ketten schreiben. Bei meinen Recherchen hierzu bin ich aber auf ein Thema gestoßen, welches viel wichtiger ist, weil es in meinen Augen einfach indiskutabel und absolut unmenschlich ist: die Kastration von Ferkeln ohne Betäubung.

Fleisch von unkastrierten Ebern kann den typischen „Ebergeruch“ annehmen, der von ca. 75 % der Menschen wahrgenommen wird. Um solch einen Geruch zu vermeiden, müssen die männlichen Ferkel kastriert werden; ca. 20-25 Millionen Tiere jährlich. Das wäre ja soweit noch nachvollziehbar.

Was aber absolut unverständlich ist, ist die Art und Weise, wie diese Kastration vonstatten geht: ohne Narkose und ohne schmerzstillende Mittel nach dem Eingriff werden den Tieren beide Hoden entfernt, und dies alles innerhalb der ersten sieben Tage ihres Lebens.

Das Tierschutzgesetz erlaubt dies; siehe § 5, 4. Abschnitt „Eingriff an Tieren“. Der Deutsche Tierschutzbund will genau diesen Passus streichen lassen, zumal es Alternativen zu diesem unwürdigen und schmerzhaften Procedere gibt.

Am besten wäre es natürlich, die Tiere gar nicht zu kastrieren, aber da wären wir wieder beim Thema „Ebergeruch“. Das geht also nicht. Oder? Doch, denn es gibt eine EU-weit zugelassene Impfung gegen ebendiesen Geruch, die einfach zu injizieren ist und den männlichen Schweinen sehr viel Leid erspart. Eine weitere Alternative wäre eine Kastration mit Betäubung, und zwar mit dem Narkosegas Isofluran. Dieses Gas hat keinerlei Nebenwirkungen für die betroffenen Tiere oder die Menschen, die sie später verzehren, und den Vorteil, dass die Ferkel während des Eingriffes keinen Schmerz verspüren. In der Schweiz beispielsweise dürfen seit 2011 sämtliche Ferkelkastrationen ausschließlich unter Narkose durchgeführt werden, und bislang gibt es von dort nur positive Meldungen. Ein Nachteil hier bei uns in Deutschland ist der finanzielle Aspekt.

Laut Gesetzt dürfen Landwirte die Narkose nicht selbst verabreichen, sondern müssen hierfür einen Tierarzt engagieren. Dementsprechend hoch sind natürlich die Kosten für diese Leistung. Also müsste unser Gesetz dahingehend geändert werden, dass in diesem speziellen Fall Landwirte durchaus das Recht haben, die Narkose zu verabreichen. Das wäre doch mal eine wirklich sonnvolle Gesetzesänderung, zumal in dieser Hinsicht ohnehin einiges getan werden soll. Bundesagrarministerin Ilse Aigner möchte Medienberichten zufolge, dass es „Tieren gut geht“. Darunter fällt nicht nur, dass sie die betäubungslose Kastration von Ferkeln ab 2017 generell verbieten will, sondern auch noch andere tierschutzrelevante Erneuerungen. So soll beispielsweise der äußerst schmerzhafte Schenkelbrand bei Pferden verboten werden, der in Zeiten der Microchipkennzeichnung von Tieren so unnötig ist wie nur etwas. Schöne Pläne – hoffen wir, dass sie auch wirklich realisiert werden…

Doch es geht auch jetzt schon anders, ganz im Sinne der Tiere: der Zuchtbetrieb NEULAND beispielsweise setzt seit 2008 Isofluran und postoperative Schmerzmittel ein – ganz ohne Gesetz oder Druck von außen. Wenn Ihr also deren Fleisch kauft, könnt Ihr Euch sicher sein, dass kein junges männliches Ferkel Höllenqualen gelitten hat. Ebenso ist es bei einigen anderen Bio-Betrieben, die nicht nur auf artgerechte Haltung, sondern auch auf würdige Behandlung und Versorgung von Zuchttieren Wert legen. Aus diesem Grund wollen die beiden weltweit größten Fastfood-Ketten spätestens in diesem Jahr gänzlich auf die Verarbeitung von Fleisch verzichten, welches von ohne Betäubung kastrierten Schweinen stammt. Dann kann man also mehr oder weniger beruhigt in seinen Burger beißen…

Übrigens: lasst Euch nicht von dem QS-Siegel der Qualität & Sicherheit GmbH täuschen. In diesem Fall bedeutet es, dass die Ferkel zwar ein Mittel gegen den Wundschmerz erhalten haben, welches aber nur sehr schwach war. Die Kastration an sich erfolgt trotzdem ohne Betäubung.

Eigentlich darf man gar nicht darüber nachdenken, wie viel Leid die Tiere auf sich nehmen müssen, nur um als leckerer Braten oder Schnitzel auf unseren Tellern zu landen. Von daher denke ich, dass wir alles dafür tun sollten, um ihnen ihr Leben so angenehm wie möglich zu machen. Ein leben übrigens, das sie nur unseretwegen führen. Wenn Ihr das auch so seht, votet hier.

Bitte beachtet: die Warnung, dass die auf dieser Website gezeigten Videos nichts für schwach Nerven sind, ist kein Fake! Ich war nachhaltig erschüttert – zumal es sich dabei um die Realität handelt und nicht etwa um ein Hollywooddrama…

Bildquellen
Artikelbild: ©panthermedia.net Ulrich Mueller

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