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Spenden werden häufig nicht mehr erbeten, sondern gefordert

Spenden werden häufig nicht mehr erbeten, sondern gefordert

Wir Deutschen sind ja bekannt für unsere Spendenfreudigkeit. Ob im In- oder Ausland, egal ob bei großen Katastrophen oder kleineren Unglücken – gerne zücken wir unsere Portemonnaies und verteilen großzügig unser Geld an notleidende Tiere, Menschen und Pflanzen…

Ich muss gestehen, dass ich bis vor kurzem mich auch nicht anders verhalten habe, wenn es um Tiere ging. In- und ausländische Tierschutzvereine beispielsweise bekamen immer eine Spende, wenn sie darum baten. Wanderzirkusse erhielten Geld und/oder Trockenfutter, ich besaß Tierpatenschaften, denen ich sowohl Sachgeschenke als auch monatliche Finanzielle Beträge zukommen ließ. Seit einiger Zeit hat meine Spendenfreudigkeit aber merklich nachgelassen, weil ich immer mehr das Gefühl habe, dass die wohltätigen Organisationen immer fordernder und unverschämter werden. Dabei spreche ich nicht von Tierschutzorganisationen (obwohl ich selbst in diesem Bereich schon von den dubiosesten „Vereinen“ Bettelbriefe erhalten habe), das möchte ich dringend betonen, sondern von irgendwelchen humanitären Organisationen, die es sich offenbar zur Lebensaufgabe gemacht haben, die gesamte Menschheit zu retten – mit meinem Geld. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht mindestens einen Bettelbrief im Briefkasten habe mit der Bitte – naja, man könnte fast schon sagen: „Aufforderung“ – , eine Summe zu überweisen; entsprechende Überweisungsträger sind vorsorglich beigelegt. Dies wäre ja nicht so dramatisch, wenn die Forderungen dieser Institutionen nicht so unverschämt wären: „Für nur 50,- € im Monat retten Sie ein Kind.“ „Für nur 3,- € am Tag retten Sie einen Tiger.“ „Für nur 40,- € retten Sie ein Stück Regenwald.“ Das Wort „nur“ erscheint mir in diesem Zusammenhang wie Hohn, denn für mich sind derartige Summen durchaus nicht als gering zu bezeichnen. Vielleicht würde ich ja der einen oder anderen Organisation 10,- oder 15,- € spenden, aber wenn diese auf 40,- € „nur“ sagen, wie würden sie dann über meine Spende denken? „Ein Witz“? „Almosen“? „Viel zu wenig?“

Also schmeiße ich die Bettelbriefe samt Überweisungsträger in den Müll und spende gar nicht, was eigentlich schade ist, denn eigentlich zählt jeder Cent… Aber wenn die Organisationen von Vorneherein so unverschämte Forderungen stellen, haben sie mein schwerverdientes Geld auch gar nicht verdient.

Aber es gibt noch weitere Beispiele für Forderungen, die mir die Haare zu Berge stehen lassen: eine Kinderhilfsorganisation beispielsweise erläutert ausführlich, wofür sie Geld braucht: je 18,- € für ein Paar Kinderhandschuhe, je 50,- € für eine Kinderhose, je 80,- € für einen Schlitten usw. Sind das Designerstücke? Ich denke nicht, dass es notwendig ist, von Spendengeldern derart teure Kleidungsstücke zu kaufen. Selbst für meine Eltern, die diese Organisation immer recht wohlwollend betrachtet hatten, war nach diesem Brief das Maß voll und sie spenden dorthin gar nichts mehr (O-Ton mein Papa: „Ich habe Handschuhe für 4,- e von KIK, und die Kids dort werden von Lagerfeld ausgestattet, oder was?!?“

Eine weitere Unverschämtheit leistete sich ein Mann, der angeblich im Auftrag des DRK für einen neuen Krankenwagen Geld sammelte. Vor einiger Zeit erschien er das erste Mal bei meinen Eltern; da sie ihm etwas gaben, kehrt er in unregelmäßigen Abständen wieder und bettelt erneut. Inzwischen ist dieses Verhalten fast schon als Belästigung zu bezeichnen, denn dieser Mann ist wirklich so penetrant, dass mein Vater ernsthaft erwogen hat, sich bei seinem Vorgesetzten über ihn zu beschweren. Als nach mehreren (!) Spenden nämlich meine Eltern kein Interesse mehr hatten, weiters Geld zu geben (schließlich wollen sie ja nicht alleine den gesamten Krankenwagen finanzieren!), kamen zum eine blöde Rückfragen „wieso nicht?“, „warum nicht?“ etc., zum anderen lässt er sich davon nicht abhalten und belästigt meine Eltern weiterhin.

Insbesondere vor Weihnachten versucht ja jede Organisation, schnell noch ein paar Spenden herein zu bekommen. Interessieren würde mich vor allem, woher sie meine Adresse haben (ich stehe nicht im Telefonbuch und mach auch bei keinen Gewinnspielen mit!!!). Viele dieser Organisationen legen ihren Bettelbriefen auch noch kleine Geschenke in Form von Postkarten, Freundschaftsbändern, Kalendern etc. bei, was ich persönlich absolut überflüssig finde. Zum einen brauche ich diesen Schrott nicht und er landet genau dort, wo auch die Bettelbriefe hinkommen. Zum anderen kosten diese Kleinigkeiten die Organisationen ja auch Geld und wurden bestimmt durch Spenden finanziert. Spenden, die eigentlich als Hilfe für Bedürftige gedacht waren – und nicht als giveaways für Ignoranten wir mich.

Je mehr ich das Gefühl habe, dass man mich bedrängt und Spenden von mir fordert, desto geringer ist die Chance, dass ich überhaupt etwas gebe. Also bitte, gemeinnützige Organisationen, verschont mich mit Eurer Post…

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