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Laptops in Flugzeugen verboten – Was dieser Erlass für unseren nächsten Flug bedeutet

Laptops in Flugzeugen verboten – Was dieser Erlass für unseren nächsten Flug bedeutet

Die Angst vor dem internationalen Terror, insbesondere vor dem des sogenannten Islamischen Staates, ist auch hierzulande unlängst angekommen. Die Fragen, wie mit dieser Angst umzugehen ist, ob und mit welchen Sicherheitsvorkehrungen die Gefahr vor Anschlägen gesenkt werden kann, spalten jedoch viele Lager. Mit der Begründung, die Sicherheit ihrer Bürger weiterhin gewährleisten zu wollen, verschärften nun die USA und Großbritannien ihre Reiserichtlinien: Auf Direktflügen nach und von einer Reihe an Flughäfen aus dem Nahen Osten sowie Afrika gilt ab sofort Laptop-Verbot! Soll heißen: Der Laptop sowie eine Reihe weiterer elektronischer Gerätschaften muss ab sofort vor dem Betreten des Flugzeugs als Reisegepäck aufgegeben werden. Dieses wird dann im Bauch der Maschine verstaut. Welche Entwicklungen diesem Erlass zugrunde liegen, was für Auswirkungen die neuen Bestimmungen haben und inwieweit sich diese auch auf unsere Reisegewohnheiten auswirken könnten, erfahren Sie hier.

America first, Britain next?

Mit dem Slogan „America first“ hat der aktuelle US-Präsident Donald Trump nicht nur Wahlkampf betrieben, sondern auch die ersten Wochen seiner Amtszeit deutlich geprägt. Zwar musste der Firmenmogul einige Rückschläge wie etwa die Aufhebung des Einreisestopps für Muslime verkraften, doch markante Umstrukturierungen im amerikanischen Justizsystem sind bereits jetzt auszumachen. Fragwürdige Entscheidungen aus dem Weißen Haus sind also keine Seltenheit mehr. Doch dass nach der Entscheidung, die Mitnahme von Laptops auf Flügen aus einer Handvoll Staaten des Nahen Ostens und Nordafrikas zu verbieten, auch Großbritannien diesen Schritt tätigt, stellt durchaus das Sicherheitskonzept des internationalen Tourismus infrage.

Problematisch scheint nämlich die Begründung, die die USA und Großbritannien für ihr Verbot anführen. Sicherheitsdienste hätten konkrete Hinweise, dass terroristische Organisationen an Plänen arbeiten würden, in absehbarer Zukunft einen Anschlag auf Flugzeuge zu tätigen und dabei einen Laptop als Waffe, vermutlich in Form einer präparierten Bombe, zu nutzen. Einen solchen Versuch hatte es bereits vor gut einem Jahr gegeben: Ein aus Somalia gestartetes Flugzeug musste im März 2016 notlanden, denn eine Viertelstunde nach dem Start zündete ein Attentäter der Shebab-Miliz einen Sprengsatz, den er in seinem Laptop an Board des Airbus A321 gebracht hatte. Durch das Loch in dem Rumpf des Flugzeugs wurde der Attentäter herausgeschleudert, die Passagiere blieben zum Glück unverletzt. Dieser Vorfall zeigt, dass es durchaus möglich ist, einen Anschlag mit einem Laptop zu verüben. Doch warum erfolgte das Verbot erst jetzt? Und warum gilt es lediglich für einige wenige Flughäfen?

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Laptop Verbot: Besorgnis oder Berechnung?

Zehn Flughäfen stehen auf der Black List, die die Sicherheitsbehörden aus Übersee erarbeitet haben. Diese liegen in Jordanien, Ägypten, Saudi-Arabien, Kuwait, Marokko, Katar, der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Sicherheitsexperten zufolge also Länder, von denen durchaus terroristische Gefahren ausgehen. Doch hier setzt auch schon die Kritik an: Was sollte einen Attentäter daran hindern, einen Flughafen des Nachbarlandes zu nutzen? Das Verbot bezieht sich schließlich nur auf Direktflüge aus diesen Ländern. Und: Warum wurden erst jetzt die neuen Richtlinien erlassen, wenn bereits über ein Jahr lang die Kenntnis über den Bau von Laptop-Bomben vorhanden war?

Zwei Fragen, auf denen Experten eine Antwort geben: Bei den Erlässen handele es sich in erster Linie um Schikane oder zumindest um eine Machtdemonstration. Denn nachdem Trump mehrere Schlappen hinnehmen musste, könnte zumindest dieser Schachzug etwas Genugtuung bringen. Zudem werden von dem neuen Erlass insbesondere Geschäftspersonen betroffen sein, die nun nicht mehr die Reisezeit zum Börsencheck und Meetingplanen nutzen können. Die Taktik könnte demzufolge auch ökonomische Gründe haben, also der Absicht, der Wirtschaft dieser Länder zu schaden, entspringen.

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Reisen auf Umwegen?

Laptops und Smatphones im Flugzeug | © panthermedia.net /GaudiLab
Laptops und Smatphones im Flugzeug | © panthermedia.net /GaudiLab

Auch die Frage, warum die Briten das Verbot der Amerikaner übernommen haben, ließe sich politisch erklären. London und Washington standen und stehen sich schließlich sehr nahe. Die Taktik des großen Bruders aus dem Westen zu kopieren, könnte somit auch als ein Zeichen der Solidarität gewertet werden. Dennoch: Konkrete Auswirkungen scheint das Verbot zumindest auf den Großteil der Deutschen nicht zu haben. Schließlich dürften nur wenige von uns regelmäßig nach Jordanien & Co. fliegen, um von dort aus in ein Flugzeug Richtung USA oder Großbritannien zu steigen. Es ist allerdings die Befürchtung, dass der Laptop-Bann ausgeweitet oder nochmals verschärft wird, die vielen zu denken gibt. Derweil bezieht sich das Gesetz nur auf elektronische Gerätschaften, die die Maße von 16 x 9,3 x 1,5 Zentimeter überschreiten. Das bedeutet, dass zwar auch einige Tablet-PCs und mobile Spielekonsolen, aber (noch) keine Smartphones, Kameras und MP3-Player aus dem Handgepäck verschwinden müssen.

Werden diese Bestimmungen und die Liste der unsicheren Flughäfen ausgedehnt, befürchten Tourismus- und Politkenner einen Ansteckungseffekt auf weitere Länder. Und dies könnte selbst jeder Nicht-Orient-Reisender zu spüren bekommen: Längere Sicherheitschecks an Flughäfen würden nur der Anfang sein, denn für Bahnhöfe müssten konsequenterweise ebenfalls neue Richtlinien erschlossen werden. Eine ganze Portion Extraaufwand also, der auf uns zurollen würde. Ganz zu schweigen von dem eigentlichen Verzicht auf die elektronischen Helfer, den es dann über mehrere Stunden zu verkraften gälte. Bis dahin scheint es allerdings noch ein weiter Weg zu sein. Und ob dieser Weg jemals eingeschlagen wird, bleibt ebenfalls fraglich: Deutsche Flugbetreiber sehen derweil keinen Anlass für solche Maßnahmen und auch die Bundesregierung nahm von den neuesten Gesetzen Abstand.

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