1. Startseite
  2. »
  3. Technik
  4. »
  5. Kino & TV
  6. »
  7. Herz aus Stahl

Herz aus Stahl

Herz aus Stahl

Herz aus Stahl, im Original schlicht Fury tituliert, ist eine amerikanisch-britische Co-Produktion, welche ab dem 17.10.2014 in den Vereinigten Staaten gezeigt wurde und im deutschsprachigen Raum ab der ersten Januarwoche 2015 läuft. Auch wenn bei dem Mix aus amerikanischer Heldengeschichte und II. Weltkrieg sehr schnell der Verdacht aufkommen kann, dass der Film in reinen Patriotismus abschweift, versteht sich Herz aus Stahl eher als mahnendes Beispiel für die Schrecken des Krieges ganz in der Tradition von Platoon oder Der Soldat James Ryan.
Herz aus Stahl

Herz aus Stahl | Der Anti-Kriegsfilm

[dropcap]U[/dropcap]m diesen filmischen Meisterwerken wie Platoon oder Der Soldat James Ryan gerecht zu werden, wurde eigens David Ayer mit der Regie beauftragt, der bereits als Drehbuchautor von U-571 aus 2000 das Kriegsthema in Angriff genommen hat und unter seiner Regie Denzel Washington als Detective Alonzo Harris in Training Day wohl zu einem der charismatischsten und zugleich korruptesten und skrupellosesten Leinwandpolizisten aller Zeiten aufstieg.
[flexvid][/flexvid]

Herz aus Stahl Handlung [!SPOILER!]

Während der letzten Kriegswochen im April des Jahres 1945 wird die Besatzung des US-amerikanischen Sherman-Panzer mit der Bezeichnung Fury in einer der letzten Offensiven eingesetzt.

Besatzungschef ist Sergeant Don „Wardaddy“ Collier, welcher mit seinen vier untergebenen Männern bereits in Nordafrika gegen die dortigen deutschen Besatzer gekämpft hat.

Durch die Grausamkeiten des Krieges gezeichnet gilt das oberste Ziel der Division in erster Linie dem Sieg sowie das eigene Überleben.

Mitten in den Einsatz wird der erste seit zwei Monaten in der Armee tätige und eigentlich als Schreiber ausgebildete Norman Ellison direkt in die Gruppe integriert um den gerade getöteten zweiten Fahrer des Panzers zu ersetzen. Aufgrund seines ausbleibenden Schusses auf einen deutschen Soldaten wird ein weiterer Panzer der Amerikaner mitsamt der Besatzung zerstört, in dessen Folge ein größeres Gefecht ausbricht.

Nach zahlreichen kleineren Gefechten, in denen Ellison die Härte und Brutalität des Krieges am eigenen Leib miterleben muss, gerät die Besatzung des Fury in einen deutschen Hinterhalt und wird von einer schier übermächtigen Angriffstruppe der Waffen-SS in ein weiteres, letztes Gefecht verwickelt, in dessen Verlauf alle Mitglieder der Besatzung bis auf Norman Ellison getötet werden. Durch eine Luke an der Unterseite des Panzers kann er sich retten und wird völlig traumatisiert am Folgetag von den eintreffenden Unterstützungseinheiten der US-amerikanischen Truppen aufgefunden. Aufgrund der Vielzahl an Verlusten auf der deutschen Seite gilt Ellison als Kriegsheld.

Besetzung in Bestform

Bildschirmfoto 2014-12-21 um 00.25.38Als Hauptcharakter konnten die Produzenten Oscarpreisträger Brad Pitt (für seine Rolle als Produzent von 12 Years a Slave) gewinnen, welcher als Sergeant Don Collier eine im Wesentlichen zivilere Rolle eines amerikanischer Soldat als in Inglourious Basterds spielt. In den Nebenrollen treten viele vor allem aus kleineren Produktionen und US-amerikanischen Serien bekannte Schauspieler wie etwa Jon Bernthal (The Walking Dead) auf, allen voran aber der nach eigenen Aussagen nicht mehr für Großproduktionen zur Verfügung stehende Shia LaBeouf.

Produktion und andere Schwierigkeiten

Die unter dem Dach von Sony Pictures laufende Produktion wurde am 30.09.2013 in England gestartet und die Kosten beliefen sich auf insgesamt 68 Millionen US-Dollar. Während der Dreharbeiten geriet Herz aus Stahl in die Schlagzeilen. Zum einen wurde ein Stuntman durch ein falsch eingesetztes Bajonett schwer verletzt, zum anderen liefen die Dreharbeiten auch am britischen Remembrance Day, dem Volkstrauertag am 11. November, weiter. Dies führte zu Kritik, da an diesem Tag Szenen mit als deutsche Soldaten uniformierte Schauspieler gedreht wurden und die englische Bevölkerung dies nicht nachvollziehen konnte.

Nach Abschluss der Dreharbeiten und noch vor Veröffentlichung der Kinofassung wurde Sony Opfer eines großen Hackerangriffs, welcher neben zahlreichen Firmendaten auch unveröffentlichte Filme, darunter Herz aus Stahl, gestohlen werden konnten.

Fazit und Wertung

David Ayer versteht es meisterhaft, trotz des am Ende aufkommenden Pathos die gesamten 134 Minuten des Filmes nie zu klischeehaft erscheinen zu lassen. Natürlich werden die US-amerikanischen Soldaten besser dargestellt als die deutschen Gegner. Dennoch lässt sich die Schablone guter Amerikaner – böser Deutscher nicht ansetzen. Zu sehr sind Protagonisten damit beschäftigt, das eigene Gewissen auszuschalten um das Kriegstreiben zu überleben. Ayer lässt keine Zweifel daran, dass auch unter alliierten Streitkräften skrupellose und grausame Dinge geschehen sind. Im Film wird das mehrfach deutlich, etwa wenn Collier Ellison dazu zwingt einen um sein Leben bettelnden Kriegsgefangenen zu erschießen oder wenn die Panzerbesatzung bei lebendigem Leib verbrennende gegnerische Soldaten nicht erschießt sondern Opfer der Flammen werden lässt.

Auch wenn der Film nicht mit seiner Brutalität hausieren geht reiht er sich in die drastischen Bilder gerade der weltbekannten Eröffnungsszene aus Der Soldat James Ryan ein, wenngleich Herz aus Stahl den Zuschauer nicht bereits innerhalb der ersten zwanzig Minuten mitten in das grausame Kriegsgeschehen des D-Days nimmt. Ayer setzt die Schockmomente subtiler und gezielter ein. Zwar könnten einige Gefechtsszenen auch aus einem FSK 18 Horrorfilm stammen, die wahre Grausamkeit ergibt sich in den Zwischenmomenten, etwa wenn Ellison als erste Aktion nach seiner Abkommandierung zur Besatzung des Fury diesen reinigen muss und dabei unter anderem die restlichen Körperteile seines Vorgängers aus dem Fahrerbereich entfernen muss. Pitts schauspielerische Leistung mit dem wahnsinnigen Marlon Brando aus Apocalypse Now zu vergleichen wäre beiden Rollen nicht würdig, wenngleich in einigen Filmmomenten die Grausamkeit von Colonel Kurtz auch bei Sergeant Collier aufblitzt. Die wohl größte Leistung liefert jedoch Shia LaBeouf ab und wenn Filme dieses Themas bei der Wahl zu den Academy Awards eher bedacht werden würden, an LeBeouf dürfte 2015 kein Weg vorbeiführen.

Alles in allem ist Herz aus Stahl ein Kriegsfilm, dessen Handlung nicht bahnbrechend ist und vor allem durch die schauspielerische Leistung der Charaktere überzeugt. Gerade in Zeiten von 3D und CGI Masseneffekten wirkt Herz aus Stahl wie der Vertreter eine längst vergangenen Zeit, kann allerdings durch eine detailgetreue Darstellung des II. Weltkriegs, etwa der Einbindung von unterschiedlich farbiger Leuchtspurmunition auf Grundlage historischer Fakten, den Schmerz dieses weltgeschichte prägenden Ereignisses sehr gut vermitteln. Herz aus Stahl ist kein Film für schwache Nerven, aber auch kein Film für Actionfreunde sondern einer der besten Anti-Kriegsfilme der letzten Jahre, der sich Krieges bedient, der in Amerika als einer der letzten gerechten Kriege der USA angesehen wird. Wer Filme wie Platoon gut fand wird die Verlagerung des Schauplatzes ins Europa im Jahr 1945 ebenfalls gut finden.

Bildquellen
Screenshots aus dem aktuellen Trailer | Sony Pictures Releasing GmbH

Ähnliche Beiträge