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Die Abschaffung der Wehrpflicht schafft neue Probleme

Die Abschaffung der Wehrpflicht schafft neue Probleme

Was musste ich gestern in der Zeitung lesen? Die Bundeswehr hat Schwierigkeiten, neue Soldaten zu finden beziehungsweise sie zu behalten. Alleine die erste Panzerdivision in Hannover hat eine Kündigungsrate von 14%. Die jungen Männer und Frauen, die sich freiwillig zum Wehrdienst melden, machen sehr häufig Gebrauch von ihrem Kündigungsrecht – und das bereits wenige Tage nach ihrem Dienstantritt.

Schon kurze Zeit nach Abschaffung der Wehrpflicht ergeben sich also Probleme, mit denen im Vorfeld wohl keiner gerechnet hat oder die ignoriert worden sind. Vielerorts wurde im Zuge der Neugestaltung der Bundeswehr bereits Kasernen geschlossen; in den nächsten Jahren sollen weitere folgen. Die Zukunft der Bundeswehr scheint also nicht besonders rosig zu sein.

Noch schlimmer ist die Situation in Einrichtungen wie Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen, die in den vergangenen Jahren tatkräftig von Zivildienstleistenden unterstützt worden sind. Diese waren nicht nur billige Arbeitskräfte, sondern auch immer wieder aufs Neue verfügbar, so dass viele Institutionen ständig mit den „Zivis“ planen konnten. Doch damit ist nun Schluss. Als Konsequenz daraus mangelt es in Pflegeeinrichtungen akut an Personal, und nicht immer gibt deren Budget die Finanzierung eines vollwertigen Arbeitsplatzes her. Die Folge sind überarbeitete und überforderte Mitarbeiter, die sowieso schon einen – physisch wie psychisch – anstrengenden Job verrichten.

Aber auch im privaten Sektor mangelt es an den ehemaligen Zivis. Ich kenne beispielsweise einige Körperbehinderte, die beim Verrichten diverser Tätigkeiten auf fremde Hilfe angewiesen sind und dafür gerne die Dienste des Zivildienstleistenden in Anspruch genommen haben. Diese Menschen stehen jetzt ziemlich hilflos da. Krankenpfleger beziehungsweise Betreuer sind nicht nur teuer, sondern auch nicht gerade in rauen Mengen zu finden.

Abhilfe sollten die sogenannten „Buftis“ schaffen; Freiwillige, die für einen bestimmten Zeitraum die Tätigkeiten verrichten sollten, die bisher von den Zivis erledigt worden sind. Doch auch für diese Stellen gibt es nicht genug Interessenten.

In diesem Zusammenhang stellt sich mir die Frage, ob die Abschaffung der Wehrpflicht wirklich so eine gute Idee gewesen ist. Es scheint ja offensichtlich so zu sein, dass die Schulabgänger lieber schnellstmöglich eine Ausbildung oder ein Studium beginnen möchten, als etwas für die Allgemeinheit zu tun. Diese Einstellung ist ja auch absolut verständlich, schließlich möchte jeder Geld verdienen, und  je eher man anfängt zu arbeiten, desto länger zahlt man in die Rentenkasse ein, etc. Nur könnte ich mir vorstellen, dass irgendwann einmal wieder so etwas ähnliches wie die Wehrpflicht eingeführt werden muss, zum Beispiel ein „Pflicht-Soziales-Jahr“ anstelle des freiwilligen sozialen Jahres, welches heutzutage möglich ist. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Abschaffung der Wehrpflicht und die daraus resultierenden Konsequenzen mal wieder diejenigen trifft, die am allerwenigsten etwas dafür können und die am meisten Hilfe brauchen: die Alten, Kranken und Schwachen. Und das kann es ja nun wirklich nicht sein!

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